Mensch ohne Raum ist nicht denkbar. Der erste Raum ein Bauch, dann vielleicht der Brutkasten, das Kinderbett, viele Räume das ganze Leben hindurch, private Räume, öffentliche Räume, Phantasieräume, zum Schluss der Sarg oder die Urne. Mensch schafft und begrenzt Räume. Alles was man lebt und erlebt, auch die Phantasie, hat immer mit Raum zu tun. Raum ist fundamentale physische sowie philosophische Kategorie. Die Ausstellung MENSCHENRÄUME ist nach FAMILIE MENSCH (2012), MENSCH UND ARBEIT (2014), das dritte Projekt des Kunstvereins 68elf Köln, das auf einer Auseinandersetzung mit Edward Steichens „The Family of Man“ gründet. Steichens humanistische Grundauffassung und sein Versuch, mit Fotografie eine Gesamtsicht auf die menschliche Existenz zu leisten, sind gedanklicher Hintergrund für unsere Konzeption. Die Besonderheit der diesjährigen Präsentation: Alle jurierten Arbeiten werden als Beamerpräsentation und als Buch gezeigt. Die Projektionsflächen befinden sich auf dem Kunstgelände Odonien, dem bekannten Kölner Veranstaltungsort des Künstlers Odo Rumpf. Wir werden auf zwei großformatige Leinwände (in- und outdoor) projizieren, umrahmt von der außergewöhnlichen Landschaft aus Zivilisationsschrott, Rostskulpturen und Autowracks, einem ganz besonderen „Menschenraum“. Termine: 23., 24. und 25.9. von 19:00 - 22:00Uhr. Es erscheint ein Buch. Es hat 222 Seiten im Format 29,7 x 21 cm, Paperback Wir danken den Unterstützern: Kulturamt der Stadt Köln, GAG Köln __________________
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6-monatiges Seminar von Wolfgang Zurborn an der Lichtblick School
April - September 2015
mit Arbeiten von:
Uschi Becker, Thomas Böckenförde, Anja Grauenhorst,
Mona Grünewald, Horst Hazfeld, Marianne Langen,
Andreas Pflaum, Pina Pupo, Liz Rüland
„Nicht der Schrift- sondern der Photographieunkundige wird der Analphabet der Zukunft sein." Das hat Walter Benjamin schon Anfang des letzten Jahrhunderts erkannt. Erstaunlicherweise wird aber fast hundert Jahre danach in den Schulen immer noch der ausschließliche Fokus auf die Lehre der Text- und nicht auf die der Bildsprache gelegt. Dem permanenten Einfluss der Bilderwelten im alltäglichen Leben ist der moderne Mensch meist recht hilflos ausgeliefert, da er selten gelernt hat, die visuellen Wirkungen zu hinterfragen.
Fotografien können äußerst komplexe persönliche Beziehungen zu unserem Lebensumfeld darstellen, wenn sie sich emanzipieren von einer dem Text dienenden Haltung. Die vorherrschende Rolle der Bilder besteht in unserer Kultur leider immer noch darin, Begriffe zu illustrieren oder Ideologien zu manifestieren. Auch bei anspruchsvollen Diskussionen über fotografische Arbeiten wird fast ausschließlich über das Thema gesprochen und fast nie über die Bilder selbst. Die besonderen Qualitäten von Fotografien liegen aber sehr oft jenseits einer Logik der Begrifflichkeit oder einer wissenschaftlichen Systematik.
In dem Seminar The Theatre of Real Life von Wolfgang Zurborn an der Lichtblick School haben die Teilnehmer/Innen sehr persönliche Sichten auf ihre Lebenswelten entwickelt und die Fotografie dabei als Medium genutzt, um Neuland zu erforschen. Der Akt des Fotografierens war dabei meist ein sehr intuitiver und oft auch experimenteller Prozess, bei dem Einblicke in den Alltag jenseits der klassischen Bildkonventionen entstanden sind. Das Editieren der Fotografien erfordert dagegen einen sehr bewussten und analytischen Umgang mit dem Bildmaterial, um es für den Betrachter lesbar zu machen.